Einfach gute Arbeit braucht Mut – Unsere Gründerin Hannelore Rabe erzählt

Weibliche Hand hält ein gelbes Mikrofon ins Bild

Wann und in welcher Form hatten Sie persönlich das erste Mal berufliche Berührungen mit Zeitarbeit?

Quasi mit der Wiedervereinigung begann ich im Oktober 1990 meine Arbeit in der Berliner Dependance eines Hamburger Zeitarbeitsunternehmens, wo ich alles von der Pike auf lernte. Mein Arbeitgeber war ein mittelständisches Unternehmen und anders als heute arbeiteten wir noch mit Speicherschreibmaschinen, nicht mit dem Computer. Dabei war ich im Schnitt für ca. 60 bis 70 externe Mitarbeiter verantwortlich, übernahm alle Schritte der Besetzung, von der Personalsuche, damals noch überwiegend in Printmedien über Anzeigenschaltung, die Auswahl und Einstellung des Personals, die Personal- und Aktenführung sowie die gesamte Korrespondenz usw. Von den Verwaltungsarbeiten die im Hintergrund liefen bis hin zur Schnittstellenermittlung des Lohns fange ich gar nicht erst an.

Was war die Motivation für Sie, sich dann in dieser Branche selbstständig zu machen?

Damals gab es für die Zeitarbeit bis auf die Entleihdauer keine wirklichen Richtlinien. Tarifverträge, die aktuelle Bezüge herstellten, waren erst im Entstehen. So war es zu der Zeit eben auch möglich, Leihkräfte nach eigenem Ermessen zu bezahlen. Ich hatte den direkten Einblick, ich erstellte ja Arbeits- und Arbeitnehmerüberlassungsverträge und wusste so auch um den, ich nenne es mal finanziellen Spielraum. Das hat mich seitdem sehr beschäftigt. Ich dachte schon immer, dass Menschen doch von ihrem Lohn leben können müssen. Dass man außerdem Menschen wertschätzend behandeln und ihnen nicht zuletzt auch die Chance für den Einstieg und die berufliche Entwicklung geben muss. Was ich in unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen erlebt hatte, passte irgendwann einfach nicht mehr zu dieser Auffassung. Also gründete ich mit meinem Mann aventa Personalservice. Für die Gestaltung einer ehrlichen, fairen und menschlichen Zeitarbeit.

Würden Sie das wieder tun?

Ich würde es immer wieder tun! Wenn mein Mann mit von der Partie ist.

Wie war die wirtschaftliche Situation in den Anfängen von aventa?

Besonders hell leuchteten die Sterne über unserem Vorhaben damals nicht unbedingt. Wir bekamen von keiner Bank einen Kredit. Mit 55 Jahren zu alt, sagte man uns. So mussten wir das Kapital, das eigentlich unseres Lebensabends absichern sollte, investieren. Vielfach zahlten wir auch externe Gehälter von meinem Überziehungskredit. Unser Geld floss außerdem in alles, was man eben für so ein Business braucht: ein Büro samt Miete, Büromittel, wichtig war uns die Branchensoftware, Anzeigenschaltung, Krankenkassenbeiträge oder auch die Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung.

Was hat sich im Vergleich zu den Anfängen verändert?

Bis heute hat sich nicht nur die Gesetzgebung drastisch verändert. Kundenseitig z. B. wird in den letzten Jahren ein viel größerer Aufwand verlangt. Im Vorfeld braucht es schon mal viel mehr Kandidatenprofile, aus denen dann ausgewählt wird. Als wir mit unserem Geschäft begannen, herrschte wohl ein größeres Vertrauen in die Expertise von Firmen wie unsere. Der Kunde verließ sich auf uns, weil er durch die gute Geschäftsbeziehung wusste, dass er das kann – und es hat wunderbar geklappt. Jetzt gibt es so viele Mitentscheider beim Kunden, ob ein Mitarbeiter für einen befristeten Einsatz der Richtige ist oder nicht. Und es geht häufig weniger um die Fachkompetenz und die tatsächlich nötigen Anforderungen, als um Zahlen. Da sind die Entscheidungswege so lang, dass der richtige Kandidat nach einem langen Auswahlprozess nur noch mit Glück zur Verfügung steht. Auch Kandidatenseitig ist manches mühsamer geworden. Nicht selten wird eine aussichtsreiche Anstellung auch schon mal deshalb abgelehnt, weil der Fahrweg zu lang ist oder die freien Tage zu wenig. Heutzutage ist freie Zeit ein deutlich gewichtigerer Faktor, das merken wir schon. Aber über das Gehalt zumindest kann man sich grundlegend nicht mehr beschweren, das ist teilweise sogar besser, als bei einer direkten Anstellung beim Unternehmen. Um diesen neuen Herausforderungen zu begegnen, braucht es natürlich auch starkes internes Personal. Wirkungsvolle, auch in die Zukunft denkende, aus sich selbst heraus motivierte und toughe Mitstreiter für diese Art der Dienstleistung zu finden, ist nicht leichter geworden. Wir als kleiner Mittelständler brauchen kluge, autarke, zielorientierte und unternehmerisch denkende Mitarbeiter, die deutlich mehr gestalten wollen und auch müssen, als früher möglich und nötig war.

Worin liegt Ihrer Einschätzung nach die zukünftige Berechtigung bzw. der Wert der Personaldienstleistung?

Auch in Zukunft denke ich, dass die Zeitarbeit am Markt gebraucht werden wird. So, wie in ihren Anfängen für Projektarbeiten, für Arbeitsspitzen, Mutterschaftsurlaube oder Krankheitsvertretungen. Wie es nach der aktuellen Corona-Krise weitergeht, vermögen auch wir nur zu vermuten. Allerdings verzeichnen wir einen Anstieg im Bewerbungseingang, was wohl bedeutet, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter aktuell freisetzen. Irgendwann werden diese Positionen aber wieder benötigt, oder? Und warum dann nicht erstmal über Zeitarbeit besetzen!
Für Bewerber bietet diese Art der Anstellung ganz klare Vorteile, auch wenn das medial z. T. noch nicht immer so klar dargestellt wird. Schon vor Corona war Zeitarbeit eine Möglichkeit, nach längeren Pausen wie Krankheit oder Elternzeit wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen. Berufsanfänger können Berufserfahrung sammeln und unterschiedliche Unternehmen aus der INNENANSICHT kennenlernen. Manche müssen auch persönliche Zwischenzeiten überbrücken und da kann ein Zeitarbeitseinsatz neben ein paar Euro mehr auch noch wertvolle Berufserfahrung bringen. Ich bin mir sicher, dass diese Krise trotz allem auch neue Möglichkeiten bietet und wir freuen uns darauf, diese auch dem einen oder anderen Kandidaten durch spannende Einsätze anbieten zu können.

Wie sieht Ihrer Meinung nach gute Personalarbeit aus?
Gute Personalarbeit schafft es, motivierte, interessierte und aufgeschlossene Mitarbeiter aufgrund ihre Eignung und Persönlichkeit in passende Einsätze zu vermitteln. Dort können sie dann ihr Fachwissen einbringen, es sogar erweitern und manchmal, zunehmen sogar, in ein direktes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Gute Personalarbeit trägt zu guter Arbeit und zu gutem Leben bei – so einfach. Und das gilt natürlich nicht nur für die Personaldienstleistung. Dennoch, unsere Firma hat sehr hohe Übernahmequoten, was ja für die Qualität unserer Arbeit spricht, würde ich sagen.

Mit welchen Argumenten würden Sie Bewerbern gegenübertreten, um sie von Zeitarbeitseinsätzen zu überzeugen?

Ich betone die Chance, renommierte Unternehmen und unterschiedliche Branchen kennenlernen zu können, in die man mit einer direkten Bewerbung nur sehr schwer oder gar nicht käme. Einmal eingesetzt erweitert man seine Berufspraxis, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, muss seine Flexibilität und den Willen zur Anpassung unter Beweis stellen, findet so im besten Falle heraus, was einem wirklich liegt – und lernt einfach viele unterschiedliche Organisationsstrukturen kennen. Jede dieser Erfahrungen steigert nicht nur den Horizont, sondern auch den eigenen „Marktwert“. Und zu guter Letzt hat man so immer die Chance, in eine Direktanstellung übernommen zu werden. Direkt oder später, wie es sich eben ergibt.

Was wünschen Sie sich für aventa?

Ich würde mir von der Öffentlichkeit und der Politik wünschen, dass die Zeitarbeit in das gute Licht rückt, das sie sich verdient hat. Zeitarbeit hat bis heute z. T. immer noch einen Beigeschmack in der öffentlichen Wahrnehmung. Völlig zu Unrecht, denn schließlich schaffen Zeitarbeitsunternehmen ca. 1 Million Arbeitsplätze in Deutschland mit tariflicher Absicherung und unter Einhaltung hoher Standards. Wir, wie jeder andere seriöse Personaldienstleister und alle anständigen Unternehmen, bieten faire Konditionen und sichere Arbeitsverträge. Zusammen mit der Vielfalt unserer Auftraggeber ein ziemlich attraktives und vor allem auf dem Arbeitsmarkt gebrauchtes Angebot! Von den Kandidaten wünschen wir uns grundsätzlich Offenheit und Ehrlichkeit. Leben braucht Mut und Chancen eröffnen sich nur dem, der auch mal etwas „riskiert“. Zum Nulltarif ist für alle Seiten nichts zu haben. Nur für und an sich zu denken, funktioniert auch nicht grenzenlos. Es geht, wie überall, um Geben und Nehmen sowie um Vertrauen. Aber das müssen nicht nur wir als Arbeitgeber bzw. Dienstleister uns verdienen.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit?

Ich liebe es, dass wir Positives, Sinnvolles und Notwendiges bewirken. Indem unsere Arbeit die richtigen Kandidaten auf die richtigen Positionen bringt und sich so für sie und unsere Kunden tolle Chancen ergeben. Es ist nichts schöner, als mit anzusehen, wenn einer unserer Mitarbeiter in seiner neuen Anstellung aufblüht. Wir wissen dann, dass sein Leben und eben auch das seiner Familie z. B. damit auf einem guten und aussichtsreichen Weg ist. Ein Gewinn für alle Seiten – das ist es, was uns antreibt. Egal wie lange man diesen Job schon macht, es gibt jeden Tag etwas Neues, was einen wieder herausfordert. Es wird niemals langweilig. Was gibt es da nicht zu mögen?

Geben Sie uns eine Lebensweisheit mit auf den Weg?

Man kann nicht alles planen. Aber selten ist man überzeugender, als wenn man sich selbst gut kennt und mit Klarheit, Herz und Verstand den Weg als Ziel nimmt.

Hannelore und Bernd Rabe haben ihre Arbeit in und mit der aventa Personalservice e. K. im Mai 2004 aufgenommen. Bis heute hat aventa über 2.000 Lebenswege auf die eine oder andere Weise erfolgreich mit gestaltet und geprägt. Die beiden Gründer ziehen sich mehr und mehr ins Privatleben zurück und haben die Verantwortung bereits in den letzten Jahren zunehmend ihren Kinder Anja und Michael Rabe übertragen. Die beiden führen die Firma nun in zweiter Generation mit klarem Bekenntnis zu den Gründungswerten bewusst, verantwortlich und mit Leidenschaft als Doppelspitze durch die kommenden Jahre.